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Pflegeberufe sind die krisensicheren Jobs der Zukunft

 

Das Berufsbild hat zu Unrecht ein schlechtes Image, sagt Lena Krebs, Ausbildungskoordinatorin beim ASB Region Mannheim/Rhein-Neckar 

(Mannheim, 23.08.2022) Lena Krebs ist seit Januar 2022 für die Aus- und Weiterbildung im Bereich Pflege beim ASB Region Mannheim/Rhein-Neckar zuständig. Die 36jährige ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und studierte Betriebswirtschaft sowie angewandte Gesundheitswissenschaften. Für sie ist die Pflege der Arbeitsmarkt der Zukunft.

Frage: Warum haben Pflegeberufe ein schlechtes Image?

Lena Krebs: „Neben politischen Versäumnissen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen, gibt es leider zahlreiche Vorurteile: Zum einen die angeblich schlechte Bezahlung, was so nicht stimmt. Auszubildende bekommen bei uns bereits im ersten Jahr knapp 1200 Euro brutto. Hinzu kommen Sonder- und Schichtzulagen. In der Weiterbeschäftigung zahlen wir nach Tarif mit kontinuierlichen Lohnsteigerungen. Ein weiteres Vorurteil: In der Pflege erledige ich nur „niedere“ Arbeiten und muss den ganzen Tag Bewohnerinnen und Bewohner waschen, Das ist Nonsens, dieser Beruf ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Pflege steht für eine interprofessionelle Zusammenarbeit in vielen Bereichen.“

Frage: Was macht diesen Beruf denn aus?

Lena Krebs: „Ganz ehrlich, ich bin persönlich nie so zufrieden und glücklich nach Hause gegangen wie in der Pflege. Sie erfahren sehr viel Dankbarkeit und Wertschätzung. Sie arbeiten in einem systemrelevanten Beruf. Gerade seit Corona wissen wir, was das bedeutet. Die Pflege bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Hier sind noch – wie beim American Dream – die Aufstiegschancen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ möglich, also ein ungelernter Pflegehelfer kann mit Fort- und Weiterbildungen Heimleiter werden. Wer nicht unmittelbar pflegen will, kann beispielsweise in der sozialen Betreuung arbeiten. Ein Berufsfeld, das immer wichtiger wird. Auch in der Hauswirtschaft und in der Verwaltung gibt es viele Möglichkeiten.“

Frage: Seit Januar 2020 gibt es in Deutschland die generalistische Pflegeausbildung, welche Vorteile bringt diese Reform?

Lena Krebs: „Die Vorteile sind immens. Die dreijährige duale Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft bietet enorme Möglichkeiten, auch im europäischen Ausland. Es ist eine deutliche Aufwertung des Berufsbildes und schafft die entsprechenden Grundlagen für eine künftige Akademisierung der Pflege. Mit dieser Ausbildung hat man viele Chancen, eine hohe Flexibilität und kann in ganz verschiedenen Settings arbeiten. Vor allem aber: Mit dieser Ausbildung ist man nie arbeitslos, in ganz Europa nicht. Da wird man überall mit Kusshand genommen.“

Frage: Die Ausbildung ist eher was für junge Menschen?

Lena Krebs: „Überhaupt nicht. Eine unserer Auszubildenden ist 57 Jahre alt. Sowohl die verschiedenen Ausbildungen als auch Berufe in der Pflege sind für alle Menschen geeignet, unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht oder religiöser Orientierung. Gerade wir beim ASB sind da sehr weltoffen und bekennen uns zu einer diversen Gesellschaft. In der Pflege gibt es viele Möglichkeiten für so genannte Quereinsteiger, für Menschen, die, vielleicht nach einer Kinderpause, wieder in den Beruf einsteigen wollen oder auch für Immigranten, die sich in Deutschland neu orientieren möchten.“

Frage: Und welche Schulnoten müssen es dann sein?

Lena Krebs: „Natürlich gibt es je nach angestrebter Position unterschiedliche formale Bedingungen. Viel wichtiger als Schulnoten sind aber ganz andere Voraussetzungen: Empathie, die Freude, mit Menschen zu arbeiten. Die Begeisterung, sich im Team gegenseitig zu unterstützen. Das Interesse an einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit beispielsweise Ärztinnen und Ärzten. Die Fähigkeit, sich auch mit den Ängsten und Sorgen von Angehörigen auseinanderzusetzen. In schwierigen Momenten dem zu Pflegenden beizustehen. Also um es abzukürzen: In der Pflege brauchen wir engagierte Menschen mit Herz und Verantwortungsbewusstsein. Wer das mitbringt kann in der Pflege alles werden.“

Der ASB Mannheim/Rhein-Neckar betreibt fünf Seniorenheime im Rhein-Neckar-Kreis sowie eine Seniorenberatung und Angebote für ambulante Pflegedienste, Tagespflege und betreutes Wohnen in Mannheim, Heidelberg und Schriesheim. Fek